Den Körperfettanteil (KFA) zu kennen ist für deine Gesundheit und Fitness von großem Vorteil. Im Gegensatz zum reinen Körpergewicht verrät der KFA, wie viel deines Gewichts aus Fettmasse besteht. Dieser Wert beeinflusst nicht nur dein Aussehen, sondern auch deinen Stoffwechsel und die hormonelle Balance. Es gibt verschiedene Verfahren, um den KFA zu bestimmen – ein bekanntes und einfaches Verfahren stammt von der US Navy. Im Folgenden erfährst du, wie diese Methode funktioniert, wie du sie selbst anwendest, welche Alternativen es gibt und wo ihre Grenzen liegen.
Inhaltsverzeichnis
Wie funktioniert die US-Navy-Methode zur KFA Bestimmung?
Die US-Navy-Methode schätzt den Körperfettanteil anhand einiger körperlicher Maße. Entwickelt für das Militär, lässt sie sich aber ganz einfach zu Hause mit einem Maßband durchführen. Benötigt werden deine Körpergröße sowie bestimmte Umfänge deines Körpers. Bei Männern werden Hals- und Bauchumfang gemessen, bei Frauen Hals-, Taillen- und Hüftumfang. Anhand dieser Werte errechnet eine Formel anschließend deinen KFA.
- Körpergröße: Stelle dich ohne Schuhe gerade hin (am besten morgens) und messe deine Körperlänge vom Boden bis zum Scheitel.
- Halsumfang: Lege ein Maßband unterhalb deines Kehlkopfs um den Hals. Halte den Kopf gerade und das Maßband waagerecht, ohne es in die Haut einzuschneiden.
- Bauchumfang (Männer): Miss bei entspanntem Bauch den Umfang in Höhe deines Bauchnabels. Atme normal aus, bevor du den Wert abliest. Achte darauf, dass das Maßband auf einer Höhe um den Körper geführt wird.
- Taillenumfang (Frauen): Führe das Maßband bei Frauen auf der Höhe der schlanksten Stelle der Taille (zwischen Rippenbogen und Bauchnabel) um den Rumpf. Auch hier sollte die Messung in entspannter Position erfolgen.
- Hüftumfang (Frauen): Stelle dich gerade hin und messe den größten Umfang deiner Hüfte beziehungsweise deines Gesäßes.
Ein Tipp: Führe diese Messungen möglichst morgens auf nüchternen Magen durch. So vermeidest du Einflüsse wie Mahlzeiten oder Wassereinlagerungen, die das Ergebnis verfälschen könnten. Notiere dir alle Werte in Zentimetern – sie dienen als Grundlage für die Berechnung deines Körperfettanteils.
Rechenweg: KFA mit der US-Navy-Methode
Nachdem du alle benötigten Daten gesammelt hast, kannst du deinen KFA berechnen. Dieses Verfahren verwendet eine mathematische Formel, die unterschiedliche Gleichungen für Männer und Frauen vorsieht. Wenn dir Kopfrechnen mit Logarithmen nicht liegt, kannst du alternativ auch einen Online-Rechner nutzen, der diese Formel im Hintergrund für dich anwendet. Zur Verständnis schauen wir uns aber die Formeln an:
Formel für Männer: KFA [%] = 86,010 × log10(Bauchumfang − Halsumfang) – 70,041 × log10(Körpergröße) + 30,30
Formel für Frauen: KFA [%] = 163,205 × log10(Taillenumfang + Hüftumfang − Halsumfang) – 97,684 × log10(Körpergröße) – 104,912
Wichtig: Die Logarithmusfunktion (log10) basiert auf dem Zehnerlogarithmus, und alle Maße werden in dieser Formel in Zentimetern eingesetzt. Das Ergebnis ist der geschätzte prozentuale Anteil deines Körperfetts. Wenn du die Berechnung nicht manuell durchführen möchtest, kannst du die Werte einfach in unseren oben integrierten KFA-Rechner eingeben und erhältst sofort deinen Wert.
Beispielsweise führt bei einem Mann mit 180 cm Körpergröße, 42 cm Halsumfang und 90 cm Bauchumfang die Rechnung zu etwa 18 % Körperfett. Bei einer Frau von 165 cm, 35 cm Hals, 70 cm Taille und 95 cm Hüfte ergäbe sich ein KFA von rund 26 %. Diese Ergebnisse sind natürlich Näherungswerte.
Wo liegen die Grenzen der Methode?
Auch wenn die US-Navy-Methode praktisch ist, hat sie gewisse Ungenauigkeiten. Die berechneten Werte sind als Schätzung zu verstehen und können um einige Prozentpunkte vom tatsächlichen Körperfettanteil abweichen. In Studien zeigte sich, dass das Navy-Verfahren durchschnittlich eine Abweichung von etwa 3–4 % im Vergleich zu wissenschaftlichen Referenzmethoden (wie dem Unterwasserwiegen) aufweist. Das ist für einen Hausgebrauch durchaus akzeptabel, bedeutet aber: Wenn dein KFA mit 20 % berechnet wird, könnte der reale Wert vielleicht 16 % oder 24 % betragen.
Eine weitere Schwachstelle liegt in der individuellen Körperstatur. Sehr muskulöse Personen können einen ungewöhnlich großen Halsumfang haben, ohne viel Fett am Körper zu tragen. Die Formel würde in so einem Fall einen niedrigeren Fettanteil errechnen, als tatsächlich vorhanden ist – sie „denkt“ gewissermaßen, ein dicker Hals kommt nur von Fett. Umgekehrt kann bei Menschen mit ungewöhnlicher Fettverteilung (z.B. verhältnismäßig dünner Hals, aber Fett an anderen Stellen) der KFA unterschätzt werden. Auch Messfehler beeinflussen das Resultat: Schon ein leicht anderes Anlegen des Maßbands oder Schwankungen im Flüssigkeitshaushalt können das Ergebnis verändern.
Zudem eignet sich dieses Verfahren eher, um den eigenen Status einzuschätzen, als um kleinste Veränderungen über kurze Zeiträume zu verfolgen. Wenn du deinen Fortschritt beim Abnehmen oder Muskelaufbau überwachen möchtest, ist es sinnvoll, die Messung in größeren Abständen (z.B. alle paar Wochen) zu wiederholen und im Idealfall mit einer zweiten Methode gegenzuchecken. So bekommst du ein zuverlässigeres Bild, wie sich dein Körperfettanteil wirklich entwickelt.
Weitere Methoden zur Messung des Körperfettanteils
Die Navy-Methode ist nur eine von vielen. Je nach Genauigkeitsanspruch und Ressourcen stehen zahlreiche weitere Möglichkeiten zur Verfügung, um den Körperfettanteil zu bestimmen. Einige Beispiele:
- Hautfaltenmessung (Caliper): Ein erfahrener Anwender misst mit einer speziellen Zange die Dicke von Hautfalten an mehreren Körperstellen. Daraus lässt sich über Gleichungen der KFA schätzen. Die Methode ist relativ günstig und kann recht genaue Ergebnisse liefern, hängt aber stark von der korrekten Durchführung ab.
- Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA): Dies ist die Technik, die in vielen Körperfettwaagen und Handgeräten steckt. Dabei wird ein schwacher, nicht spürbarer Strom durch den Körper geleitet. Aus dem elektrischen Widerstand errechnet das Gerät den Anteil von Fett, Muskel und Wasser. BIA ist sehr bequem, aber die Genauigkeit kann durch Faktoren wie Hydration oder Körpertemperatur schwanken.
- DEXA-Scan (Dual-Röntgen-Absorptiometrie): Hierbei handelt es sich um eine medizinische Untersuchung per Röntgen, die extrem präzise den Körperfettanteil sowie Knochen- und Muskelmasse ermitteln kann. DEXA gilt als Goldstandard in der Körperfettmessung. Aufgrund der Kosten und der niedrigen Strahlenbelastung wird sie jedoch meistens nur in Studien oder in Ausnahmefällen eingesetzt.
- Hydrostatisches Wiegen / Bod Pod: Diese Methoden bestimmen die Körperzusammensetzung über die Verdrängung von Wasser bzw. Luft. Beim Unterwasserwiegen tauchst du in einem Wassertank komplett unter, und aus der verdrängten Wassermenge wird die Körperdichte berechnet (aus der sich der Fettanteil ableiten lässt). Der Bod Pod funktioniert ähnlich mit Luftverdrängung in einer Kammer. Beide Verfahren sind sehr genau, aber aufwändig und im Alltag kaum praktikabel.
Daneben existieren weitere Ansätze wie Ultraschall-Messungen oder 3D-Körperscanner, die jedoch ebenfalls spezielle Geräte erfordern. Für die meisten Fitness-Enthusiasten genügen die einfacheren Methoden völlig. Wichtig ist vor allem, dass man die Messungen konsistent durchführt und nicht unterschiedliche Verfahren wild durcheinander nutzt, wenn man den Fortschritt verfolgen möchte.
Weitere wichtige Werte
Der Körperfettanteil allein zeichnet noch nicht das vollständige Bild deiner körperlichen Verfassung. Es gibt einige weitere Kennzahlen, die in diesem Zusammenhang wichtig sind und dir helfen können, deinen Körper besser einzuschätzen:
- BMI (Body-Mass-Index): Dieser Index gibt das Verhältnis von Gewicht zu Körpergröße an. Er ist einfach zu berechnen und dient der groben Einstufung (Normalgewicht, Übergewicht etc.), berücksichtigt aber nicht die Körperzusammensetzung. Ein hoher BMI kann sowohl von Fett als auch von viel Muskelmasse stammen.
- FFMI (Fettfreie Masse Index): Der FFMI ist sozusagen die erwachsenere Version des BMI für Fitnessfans. Er setzt die fettfreie Körpermasse (also dein Gewicht abzüglich Fett) ins Verhältnis zu deiner Größe. Damit lässt sich beurteilen, wie viel Muskelmaß du relativ zu deiner Körperlänge hast. Ein sehr hoher FFMI deutet auf überdurchschnittliche Muskelmasse hin.
- Taillenumfang & WHtR: Der Taillenumfang allein (oder noch besser das Taille-Größe-Verhältnis, englisch Waist-to-Height Ratio, WHtR) ist ein wichtiger Wert für die Gesundheitsbewertung. Fett in der Bauchregion gilt als besonders riskant für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Als Faustregel sollte der Taillenumfang unter 94 cm (Männer) bzw. 80 cm (Frauen) liegen; beim WHtR wird ein Wert unter 0,5 angestrebt.
- Muskelmasse: Neben dem Fett ist auch die Muskelmasse entscheidend. Gerade im Sport möchte man Fett verlieren, aber Muskeln erhalten oder aufbauen. Viele Waagen oder Körperfettmessgeräte schätzen den prozentualen Muskelanteil mit. Ein steigender Muskelanteil bei sinkendem KFA ist ein Zeichen für erfolgreiche Körperkomposition.
- Viszeralfett: Damit ist das tiefliegende Bauchfett gemeint, das die Organe umgibt. Ein hoher Viszeralfettanteil erhöht das Risiko für Stoffwechselstörungen wie Diabetes oder Fettleber. Einige BIA-Waagen geben einen Viszeralfett-Index an. Auch wenn dieser Wert meist nur grob geschätzt ist, lohnt es sich, ihn im Auge zu behalten: Sinkt dein Viszeralfett, verbessert sich in der Regel auch deine metabolische Gesundheit.
Fazit: Den KFA richtig einschätzen
Das vorgestellte Verfahren bietet eine unkomplizierte Möglichkeit, den eigenen Körperfettanteil zu ermitteln. Du benötigst dafür nur ein Maßband und ein wenig Zeit. Wichtig ist jedoch, das Ergebnis richtig einzuordnen: Sieh den berechneten Wert als Richtwert an, nicht als absolut exakte Messung. Kombiniere im Zweifel mehrere Methoden oder beobachte den Trend über längere Zeit, statt dich von einer einzelnen Zahl verrückt machen zu lassen. Letztlich dient der KFA dazu, dich besser kennenzulernen und deine Fortschritte zu verfolgen – zusammen mit anderen Werten hilft er dir, informierte Entscheidungen für deine Gesundheit und dein Training zu treffen.